Der Farbgestaltung im Krankenhaus kommt maßgebliche Bedeutung zu. Aufgrund dessen darf sie nicht dem Zufall oder dem individuellen Geschmack Einzelner überlassen werden. Ein fundiertes Gesamtkonzept verhindert Einzelentscheidungen, die das Gestaltungsziel aus dem Auge verlieren und letztlich auf wenig befriedigende Kompromisse hinauslaufen.
Farbwirkung
Farben beeinflussen nachweislich das psychische Befinden. Beispielsweise lassen sich nach heutigen Erkenntnissen biopsychologische Prozesse wie der Herzschlag durch Raumfarben beeinflussen. Architekten planen auf Grundlage von neueren Untersuchungen zur Farbwirkung zurzeit eher zurückhaltende einheitliche Farbflächen mit warm-pastelligen Erdtönen von Gelb bis Oranger-rot und mit hell abgemischten Blau- und Grüntönen. Für Kinder gelten eigene Gestaltungsregeln. Hier setzen die Planer auf die Perspektive der kleinen Patienten, was zu kontrastreicheren und bunteren Raumkonzepten führt und Oberflächen sowie Mobiliar als Projektionsflächen für Spiel- und Fantasiewelten nutzt.
Farbwahrnehmung
Die Wahrnehmung von Farbe ist eine emotionale Angelegenheit. Daher sollte eine Farbwahl frei von subjektiven Neigungen getroffen werden. Jede Farbkombination muss auf die speziellen Nutzungsbereiche und Anforderungen hin abgestimmt werden. Eine Intensivstation stellt andere Anforderungen an die Farbgebung als eine Entbindungsstation oder ein Wartebereich. Es ist selbstverständlich, dass z.B. Bereiche für Kinder eine individuell auf ihre Erlebniswelt abgestimmte Farbgebung verlangen. Aufgrund dessen sollte ein durchgängiges und verbindliches Farbkonzept für die ganze Station erarbeitet werden, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirkung von Farbe auf Patienten, Mitarbeiter und Angehörige basiert.
Intensität der Farbe
Die Intensität der Farben sollte im Zusammenhang mit der Verweildauer in den einzelnen Nutzungsbereichen gesehen werden. So ist eine kurze Verweildauer mit größerem Informationswert wie z.B. in Aufzugsvorhallen grundsätzlich anders zu behandeln, als eine längere Verweildauer z.B. in Patientenräumen. In keinem Bereich sind so unterschiedliche Funktionen und Nutzungen zusammengefasst wie im Krankenhaus. Ohne das harmonisierende Gesamtkonzept zu verlassen, müssen die einzelnen Funktionsbereiche eine entsprechende Farbberücksichtigung erfahren. Es bedarf daher einer gut überlegten und bewusst gestalteten farbigen Umgebung, die dabei hilft Stress und Ängste abzubauen und die Anspannungen von Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen vermindert. Falsch und zufällig zusammengestellte Farbkombinationen lösen negative Stimmungen aus, schaffen Irritationen und vermitteln ein unattraktives Erscheinungsbild der Klinik.
Farben als Orientierungshilfe
Farben sollen darüber hinaus als bewusste Orientierungshilfe eingesetzt werden. So ist eine bestimmte Raumfunktion, wie z.B. ein Aufzugsvorraum, über alle Etagen hinaus als Erkennungsmerkmal mit einem Farbsignal zu behandeln. Farbig unterschiedlich behandelte Geschosse wirken dagegen eher desorientierend.
Interdisziplinärer Arbeitskreis
Ein interdisziplinärer Arbeitskreis (AK Farbe), der sich aus Vertretern des Bauherrn, Ärzten, Pflegepersonal, den Architekten und dem Innenarchitekten zusammensetzt ist nach Erfahrungen aus der Praxis besonders geeignet, um offenen Fragen, Sonderwünsche und Anpassungen im Sinne des Farbkonzepts zu koordinieren.